Tipps zur Wasseraufbereitung

Ein Wort Vorweg. Keiner der hier genannten Hersteller bezahlt oder unterstützt uns in irgend einer Weise. Diverse Produkte funktionieren bestens, andere sind brauchbar mit kleinen Macken und manche versagen einfach kläglich. Die Wertungen hier basieren auf meinen Erfahrungen und der lieben Not mit so manchem tollen Ausrüstungsteilen der letzen 15 Jahre. Nur so am Rande: Diverse Trekkingausrüstungsteile von Eduscho/Tschibo waren funktioneller und hielten mehr aus als von so manchem renommierten Hersteller ? man muss nur wissen worauf man zu achten hat.

 

Chemische Desinfektion von klarem Wasser
Reisetipps zur Wasser-Aufbereitung: Sauberes Trinkwasser ist für unseren an reinstes Wasser gewöhnten Organismus notwendig, um gesund zu bleiben. Die meisten Trekkinggeschäfte raten einem dann zum normalen Mikropur, einem reinen Silberionenpräparat. Schon hatten wir immer wieder den schönsten Durchfall auf Reisen und wußten bis letzes Jahr nie weshalb. Silberionen dienen lediglich der Haltbarmachung von Wasser ? das weiß jedoch kein Verkäufer ? so meine Erfahrung - in den diversen Trekkinggeschäften! Um Bakterien und Viren zu Leibe zu rücken ist ein Kombinationsmittel zum Beispiel mit Chlor notwendig. Richtig dosiert bekommt man wesentlich weniger Chlor ab, als in diversen europäischen Großstädten aus der Wasserleitung. Außerdem verflüchtigt sich Chlor großteils, wenn man die Kanister entlüftet . Wir verwenden auf der Reise Certisil Combina cc 50.000p - das ist die extrem günstige Großpackung für 50 000 Liter Wasser. Leider ist die Dosierung nicht so praktisch wie bei den Kleinpackungen und vom schlauen Hersteller natürlich nur für 100 Liter Tanks gedacht. In Nîmes haben wir uns deshalb in einer Apotheke 1/5g abwiegen lassen und diese Menge in einer Plastikeprouvette mit einer Markierung versehen. Mit einer Spitze von einer Silikonspritze als Trichter können wir nun das Mittel für unsere 20 Liter Kanister genau dosieren und haben dem Produzenten ein Schnippchen geschlagen. Funktioniert bis 5 Liter relativ genau, danach einfach ein wenig über dosieren - ist immer noch besser als krank zu werden und den rund 100-fachen Preis für die gestreckte Kleinmenge zu bezahlen. Mit einem Brita-Wasserfilter für den Haushalt - haben wir uns in Paris abgeschaut - werden die nicht verflüchtigten Chlorreste nach dem Einwirken heraus gefiltert. Dies geht jedoch nur für klares Wasser.

 

Mechanische Filterung von trübem Wasser
Wenn das Wasser jedoch trüb ist, heften sich das Chlor und die Silberionen an die Schmutzteilchen und die Bakterien, Viren und Kleinstlebewesen kommen ungeschoren davon. Schlecht für uns! Deshalb verwenden wir aufgrund mühsamer Erfahrungen mit diversen Pumpfiltern einen Keramik-Syphonfilter von Katadyn. Die Keramikfilterkerze erhöht in einen Kübel oder eine Faltschüssel legen und weiter unten tropfen rund 2-3 Liter gereinigtes Trinkwasser pro Stunde (!) heraus ? ohne mühsames Pumpen nur durch die Schwerkraft. Da kleinste Viren durch den Filter schlüpfen können verwenden wir danach sicherheitshalber wieder Certisil Combina. Bei extrem verschmutzem Wasser filtern wir vorher durch mehrere Lagen Stoff den gröbsten Schmutz heraus, sonst wäre der Filter bald erledigt.
Es ist auch wichtig, sämtliches Wasser, auch für den Duschwassersack, zu behandeln ? Legionellen fühlen sich bei 50 Grad gerade so richtig wohl und sich Billharziose aus stehenden Gewässern einzufangen ist auch nicht ohne.
Der Tee bei den diversen Einladungen sorgt schon für genug Abhärtung. Sämtliche Erreger sind erst nach rund 7 Minuten Kochen vollständig erledigt und so lange siedet niemand das Teewasser. Natürlich funktioniert auch die andere Variante nichts zu desinfizieren, Monate lang an Durchfall zu leiden, immer resistenter zu werden und danach selbst aus Schmutzlacken trinken zu können ? hat auch etwas für sich.

 

Kanister versus Wassertanks
20 Liter Kanister mit sehr großen Füllöffnungen (!) für die Reinigung sind praktisch im Vergleich zu großen Wassertanks, da sie leichter sauber zu halten sind und wir das Wasser in verschiedene Qualitäten einteilen können. Außerdem kann ich damit zu einer Quelle oder einem Brunnen auch hin marschieren. Größere Kanister werden unhandlich und sind schwer zu handhaben. - bin ja nicht Arnold Schwarzenegger! Derzeit unterscheiden wir zwischen Qualität A und B für Trinkwasser und Gebrauchswasser. Alle drei Monate desinfizieren wir die Kanister mit Aktivsauerstoff ? gibt?s in jedem Campinggeschäft - und rund einmal monatlich mit einer fünffachen Dosierung von Certisil Combina. Neben 3 stationären Kanistern haben wir auch Faltkanister dabei, die zwar wenig Platz benötigen, doch durch die Kälte an einigen Knickstellen Löcher bekommen haben und ein wenig beim Hahn lecken. Deshalb müssen wir sie senkrecht aufstellen oder mit einem minimalem Wasserverlust rechnen. Die Löcher sind jedoch problemlos mit Silikonklebern, wie Abro Blue RTV Silicone oder auch Zeltnahtabdichtungsmittel samt Flicken zu reparieren. Bei den stationären Kanistern löst sich nach rund 1-2 Monaten der Dichtungsring bei den Wasserhähnen auf ? weiten sich oder werden brüchig ? lausige Qualität! Habe ich nun mit Sikaflex Industriesilikonkleber eingeklebt. Dies hält nun wirklich dicht und wir brauchen keine Angst um unser Trinkwasser haben.

 

Das beinahe unzerstörbare Schnabeltierbeutelchen
Das Wasser für den Tag füllen wir in die geschmacksneutralen und nahezu unzerstörbaren 3-lagig verschweißten platypus - Schnabeltier ? Trinwasserbeutel. Haben je zwei 2,5 Liter- und einige 1 Liter-Beutel dabei. Kaufte diese wahren Wunderdinger das erste Mal vor meiner Patagonienreise in Wien in einem einschlägigen Trekkinggeschäft. Der Verkäufer stolz: ?Da kannst sogar draufspringen oder sie zum Kochen bringen. Die platzen nie!? ? ?Wirklich, das will ich ausprobieren.? Der Verkäufer ein wenig verunsichert: ?Füll sie halt!? Er hat dies wohl noch nie wirklich selbst versucht. Ich bin dann einige Male mit meinen 80 Kilogramm auf den gefüllten Beutel gesprungen ? er hielt wirklich dicht. Einziger Wermutstropfen: Keine säurehaltigen Getränke einfüllen, danach ist das Schnabeltierbeutelchen leider nicht mehr ganz so geschmacksneutral ...und nach 6 Monaten fängt es in der Regel zu tropfen an. Da man eine lebenslange Garantie hat einfach umtauschen ;-)

 

Kühlung mit Verdunstungskälte
Damit das Trinkwasser kühl bleibt, machen wir es ähnlich wie die Nomaden überall in der Wüste: Wir wickeln ein leicht ausgewrungenes Tuch ? meist mit dem restlichen Spülwasser ? um unseren Beutel. Durch die Verdunstungskälte ist das Wasser selbst bei 43 Grad und darüber angenehm kühl.

 

Zu wenig Salze im Wasser
Wenn das Wasser den Durst überhaupt nicht löscht, sind zu wenig Salze drinnen ? einfach ein wenig Salz dazugeben. Einen Stein in den Mund nehmen und lutschen sorgt auch für ein geringeres Durstgefühl. Dieses Problem tritt jedoch in Wüstengegenden aufgrund des Wassers aus der Tiefe eher seltener auf. Probleme mit dem Salzgehalt des Wassers hatte ich in Chile und Argentinien bei meinem Treks in Patagonien - ein Gaucho verriet mir den altbekannten Trick.