? Weltreise - Abschied von Afrika ...

... oder wie aus der Reise in den Iran eine Afrikareise wurde!

 

Betrachtungen über ein Jahr - Iran und weshalb wir in Namibia gelandet sind - Hexerei & Folterfälle in der ZAR & dem Congo-Brazzaville - Angola, die positive Überraschung

 

24 007 Kilometer mit Hidalgo

Wir sind bereits ein ganzes Jahr unterwegs:

24 007 Kilometer mit Hidalgo, unserem treuen Reisegefährt(en) ? der Fähre die rund 100 Kilometer über das Mittelmeer und der Dauphin die 1200 Kilometer auf dem Ubangui und Congo von Bangui - ZAR nach Brazzaville im kleinen Congo - in Summe 25 307 Kilometer.

Wehmut und Freude mischen sich, wenn wir an den baldigen Rückflug denken. Wir haben so viel erlebt und gesehen, dass es uns teilweise wie ein gutes Jahrzehnt seit der Abfahrt scheint ? auf der anderen Seite ist das Jahr auch extrem schnell verflogen. Paradox! Am beeindruckendsten sind nicht etwa die tollen Landschafts- und Tiererlebnisse, wie die Wüstenkrokodile in Mauretanien, die Felsendörfer der Dogon in Mali, die Umfahrung des Lac Tchad, der abenteuerliche Weg an den Straßensperren vorbei durch die Zentralafrikanische Republik oder etwa das Todestal von Tundavala in Angola oder die Hypos samt Krokos am Kavango, sondern etwas ganz anderes:

 

Begegnungen

Es sind die vielen außergewöhnlichen Begegnungen mit den Menschen des Kontinents die uns die Reise zu etwas Besonderem machen. Wir können jetzt nicht alle an dieser Stelle aufzählen. Eines der intensivsten Erlebnisse war für uns die Bootsfahrt den Ubangui und Congo hinunter mit Schwester Dorothy, Kapitän Henry & Familie, Jeanne ? der ?Mutter? des Schiffes, den Rinderzüchtern aus dem Tschad und all den anderen. Selten haben wir Afrika so intensiv erlebt und uns ausgetauscht wie in diesen Wochen. Durch den tragischen Vorfall, den Überfall der Police Nationale wurde ?unser Dorf? auf dem Schiff noch enger aneinander geschweißt.

 

Das Gesicht Afrikas

Afrika hat mit all den Begegnungen für uns ein Gesicht bekommen. Wir haben mit den Menschen gelacht, gelitten, uns gefreut, gewartet und in Geduld geübt - Enttäuschungen miterlebt, Lebensphilosophien ausgetauscht, gebangt und uns gewehrt, wichtige Lektionen gelernt, und und und! Wir haben gesehen was Entwicklungshilfe anrichten kann, wenn man nicht auf die Bedürfnisse, die Mentalität und vor allem die afrikanische Sichtweise eingeht, die sich so diametral von unserer unterscheidet. Projekte wie Ziegel aus Pappmache in der Wildnis bei den Bushmen herstellen sind leider kein Einzelfall. Wie sehr haben wir uns über die zahlreichen NGOs geärgert, die anscheinend das meiste Geld in neueste Toyota-Geländewägen investieren statt in sinnvolle Projekte. Geld wird auch in teure Villen ? die meiste Zeit ungenutzt - mit 2 Terassen, wie der Arbeiter Samariterbund in N?Djamena im Tschad demonstriert, gesteckt! Zugegeben, wir haben den Abend in der pompösen Villa mit Rundumblick über die Stadt auch sehr genossen, doch es bleibt ein schaler Nachgeschmack...

Auf der anderen Seite haben wir erlebt, wie man mit sehr wenig Geld, großem Engagement  und Improvisationstalent den Menschen wirklich nachhaltig (!) weiterhelfen kann. An dieser Stelle sei exemplarisch der österreichische Arzt Dr. Klaus Schustereder genannt, der eindrucksvoll mit neuen kostengünstigen homöopathischen Medikamenten von Peter Chappell aus Großbritanien erfolgreich gegen afrikanische ?Geiseln? vorgeht. Beispielsweise verliert Malaria in der Region um Baboua damit langsam seinen Schrecken.

 

In wenigen Stunden retour...

Mit zwei Kisten Übergepäck dürfen wir durch die freundliche Unterstützung Anitas von der LTU einchecken. Wir drehen eine Schleife und fliegen heute ausnahmsweise in nur wenigen hundert Meter Höhe über Windhoek ? etwas Besonderes, wie uns der Kapitän erklärt: »Für die Turbulenzen entschuldige ich mich, aber ansonsten sieht man ja nichts!«

Bald sehen wir das Waterberg Plateau und den Salzsee der Etoshapfanne. Alles geht so schnell, wahnwitzig schnell! Rund vierzig Minuten später sehen wir bereits den Kuene-River, den Grenzfluß zu Angola, unter uns. In gut zwei Stunden sind wir bereits über Lubango im südlichen Angola ? und wir brauchten dafür so lange. Nach knapp vier Stunden sehen wir die Strecke nach Bangui in der Zentralafrikanischen Republik unter uns. Whow! Auf der Straße/Piste sind wir vor vier Monaten gewesen und mühten uns mit den 29 Straßensperren (!) von Polizei, Gendarmerie, Zoll und Militär ab! In 4 dreiviertel Stunden sehen wir auch den östlichen Lac Tchad, der Abschnitt, wo so etwas ähnliches wie eine Piste vorhanden ist, auf der wir auch unterwegs waren ? faszinierend! Dahinter die Dünen, über die wir uns quälten. Danach nur mehr Wüste und Wüste... ein einziger riesiger Sandhaufen.

 

Im Iran...

Ursprünglich wollten wir in einem Jahr im Iran sein und dann entscheiden,  ob wir weiterfahren oder nach Europa zurückkehren. Doch die 3 Ks, also Krisen, Kriege & Kalaschnikow machen es einem in Afrika nicht immer ganz so leicht, wenngleich es wesentlich friedlicher zugeht, als die meisten Europäer glauben. Umdisponieren ist also immer wieder gefragt und so sind wir eben in Namibia gelandet. Statt einer Weltreise haben wir damit ungeplant eine lange Afrikareise gemacht. Der Weg ist sowieso unser Ziel ? ergo,  pfeifen wir vorerst mal auf den Iran! Da der Rückweg derzeit nur auf ähnlichen Pfaden oder eben via Arabien möglich ist, bleibt Hidalgo mal unten am Kontinent und wartet wie es weitergeht. Wir fliegen zunächst mal heim und freuen uns schon riesig auf Weihnachten mit Familie und Freunden, wenngleich die Weihnachtsstimmung bei 35 Grad im Schatten noch nicht so recht aufgekommen ist.

 

Anmerkungen zu Sonderfällen: Folter, Hexerei, Korruption

Am härtesten war rückblickend die Durchquerung der RCA, der République Centafricaine, also der Zentralafrikanischen Republik ? jedoch auch am interessantesten, denn so eine Welt glaubten wir längst der Geschichte angehörend. Wir hätten nie im Leben gedacht, dass in Afrika ?Hexen? und ?Hexer? noch massiv verfolgt, jahrelang eingekerkert und des öfteren zu Tode gebracht werden. Siehe dazu beispielsweise jeweils im Daily: Mo 1.8.2005: Inge & Helmut oder den nächsten Dailyeintrag nach Fr 26.8.2005: Schnappschüße aus zweieinhalb Wochen Bangui oder So 4.9.2005: Blutsauger oder Di 6.9.2005: Tropengewitter oder Do 8.9.2005: Kindstötung aus Geisterangst!

Für uns jedoch sichtbarer und Engerie zehrender war die ausufernde Korruption, mit der wir besonders an den Grenzen und den bereits oben genannten Straßensperren Bekanntschaft machten. Wir setzten uns jedoch in 96%  der Fälle gegen die Wegzollerpressungen durch, denn wenn sich alle so verhalten, gehört dies bald (in der RCA - Zentralafrikanischen Republik werden korrupte Beamte seit rund einem Jahr zu langjährigen Haftstrafen verurteilt) der Vergangenheit an. Eine Durchquerung der RCA können wir jedoch nur extrem robusten, trickreichen und diplomatischen Afrikaduchquerenden empfehlen! Nichts für schwache Nerven. Dafür belohnt ein unbekanntes schönes Land, mit auf eine bessere Zukunft hoffenden, liebenswürdigen Menschen (Nachträgliche Anmerkung vom 14.7.2006 - Reisewarnung ZAR - Zentralafrikanische Republik: Derzeit ist eine Durchquerung der ZAR unserer Einschätzung nach NICHT zu empfehlen. Überfälle gehören von der Grenze zu Kamerun bis Bouar zur Tagesordnung. Noch problematischer ist die Route vom südlichen Tschad ebenfalls wegen der erhöhten Rebellen-/Banditentätigkeit. Entführungen von Peul (Foulani) sind derzeit ein lukratives Geschäft. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie sich andere Opfer aussuchen, da die die meisten Peul von der ZAR nach Kamerun fliehen.) (Entwarnung per 27.7.2006: Die Zentralafrikanische Republik ist um den Raum bei Bobouar / Bouar wieder sicher geworden. Durchreise weiterhin nur bedingt zu empfehlen, außer ihr liebt harte Straßensperren, Kalaschnikows oder vor einem großen entsicherten MG sitzen ;-)

ERNEUTE REISEWARNUNG 02/2007 für die ZAR - Zentralafrikanische Republik

Die Situation spitzt sich derzeit weiter zu, wie uns Dr. Klaus Schustereder laufend aus Baboua in der Nähe von Bouar berichtet. Klaus hat permanent Schußverletzungen zu behandeln. Inzwischen sehr brutale Überfälle sind an der Tagesordnung. Detail am Rande: Im November wurden Bombenangriffe der Franzosen auf Banditen / Rebellen geflogen. In drei Monaten sollen endlich UN-Truppen ins Land kommen, um ein ähnliches Chaos wie 2003 zu verhindern. Im Osten destabilisieren Rebellen / Banditen aus dem Sudan das Land. [Di 15.2.2007]

 

Haben gestern bei Joris & Joris, die wir in Kinshasa - Congo getroffen haben auf der Homepage nachgesehen: www.jorisinafrika.nl (Daily: Mi 5.10.2005). Sie waren nach uns die zweiten Arikadurchquerer, die in den letzen 10 Jahren den Ubangui und Congo befahren wollten ? allerdings in die Gegenrichtung. Die beiden haben ähnlich viel und intensiv wie wir erlebt  - natürlich auch Extremes durchgemacht. Besonders übel aufgestoßen ist uns die Geschichte einer Straßensperre in der RCA, der ZAR. Man forderte von beiden jeweils über 50 EUR ? ist ja noch das geringere Übel -, doch im Nebenraum wurde ein Mann gefoltert! Joris sah wie jemand gezwungen wurde nackt im Handstand zu verharren, um ihn dabei mit einem Gummischlauch auszupeitschen... Schrecklich! Es erinnerte uns an unser Erlebnis mit der Police Nationale im Congo-Brazzaville,  als unser Kaptiän Henri Delmotte fast eine Stunde lang ausgepeitscht wurde und wir am nächsten Tag, als sie ihn zurückbrachten, in seine gebrochenen Augen sahen. Dies gehört zum Schrecklichsten, was wir beide in unserem Leben je gesehen haben: (Daily: Di 30.8. - Mi .9.2005). Deshalb ging uns die Schilderung von Joris & Joris auch so extrem nahe! Es ist einfach unbeschreiblich, wie sehr man bei einem solchen Anblick selbst verletzt wird ? deshalb sind wir danach auch so massiv dagegen vorgegangen. Das Außenministerium hat leider, wie es den Anschein hat, wenig bis gar nichts getan. Wir konnten jedoch über informelle Kanäle den Präsidenten von Congo-Brazzaville informieren, der solche Vorgehensweisen angeblich streng ahnden solle. Folter ist das Schlimmste Verbrechen, welches sich der kranke Geist des Menschen ersonnen hat. Besonders stößt uns dabei die derzeitige Debatte der USA und auch in der EU über ein ?bißchen foltern? auf. Jegliche Art der physischen oder psychischen Gewaltanwendung ist Folter (sic!) und damit von einer angeblich aufgeklärten und humanitären Gesellschaft zu verurteilen, da sie sich ansonsten langsam zu dem wandelt, was sie eigentlich zu bekämpfen vorgibt: zu einer unfreien Terror-Gesellschaft, in der Menschenrechte und Freiheit unmerklich langsam eliminiert werden!

Wer einen kleinen Beitrag zu einer folterfreien Welt leisten möchte kann an die Republik Kongo (Congo Brazzaville) ein Protestemail senden:

info(at)embassyofcongo.org 

und botschaft.kongobrz(at)t-online.de !!!

Für die Zentralafrikanische Republik haben wir die Belgische Vertretung herausgefunden:

ambassade.centrafrique(at)skynet.be.

 

 

Angola, die positive Überraschung!

Angola war das Land von dem wir die meisten üblen Geschichten gehört hatten. JA! Es gibt Landminen und nicht zu wenige. Doch wenn man sich an einige Verhaltensregeln hält, reduziert sich das Risiko auf einen bombastischen Abgang erheblich. Angola belohnt mit extrem freundlichen und lieben Menschen und völlig unbekannten Naturwundern.

 

Gepäck futsch

Beim Förderband kommt kein einziges Gepäckstück an ? alle Pasagiere die via LTU nach Düsseldorf geflogen sind und den extrem knappen AUA-Flug nach Wien gebucht haben, warten vergeblich auf ihr Gepäck! Na dann zu Lost and Found in die Warteschlange ? fühlen uns noch so richtig in Afrika. Das Gepäck ist jedoch in Düsseldorf hängen geblieben...