Banditen in Angola

Wir befinden uns rund 25 Kilometer tief in Angola ? die Strassen zwingen uns zum baldigen Stopp in einem Dorf: Nkwa-Nza! An der Grenze zum Kongo Zaïre ist heute Markttag. Deshalb sind auch noch in der Nacht LKWs auf den Horrorpisten unterwegs. Einer hat leider ungute Kerle geladen...

 

Vorab aus unserem DAILY

Sa 8.10.2005

 

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Kampf im Dorf

Im Dorf Nkwa-Nza werden wir freundlich aufgenommen. Der Dorfchef Miguel ist von unserer Reise begeistert und so schildern wir ihm genau die Route. In der Umgebung des Dorfes findet man Gold, Diamanten und andere Schlüsselmineralien. Prospektoren aus Europa waren schon auf Erkundungstour...

 

Es ist bereits Nacht. Grell leuchtende LKWs mit vielen Menschen kommen immer wieder durch. Eine Gruppe von rund 12 Personen steigt in der Nähe von uns ab. Die ganze Zeit über leuchten sie immer wieder taxierend zu uns und auf Hidalgo. Dabei würden wir so gerne die fesselnde afrikanische Musik, rund 200 Meter von uns entfernt aufnehmen. Es wird mehrstimmig rhytmisch gesungen mit Trommelbegleitung, dass es eine Freude ist. Wir haben jedoch ein ungutes Gefühl - darauf haben wir gelernt zu hören!

 

Dann geht alles sehr schnell. Der Besitzer des Hauses, vor dem wir stehen dürfte die Gruppe aufgefordert haben sich zu trollen. Keine Reaktion! Er geht auf einen der Männer los und es kommt zu einer Schlägerei. Autsch! Bald prügeln sich rund acht Männer. Schmerzensschreie! Chaos! Nach fünf Minuten nur noch verbale Gefechte und immer wieder aufkeimende kurze Faustgefechte.

 

Adrenalin schießt uns ein! Wir haben wieder mal den 400ml Pfefferspray, Aluröhrchen [Schlagstock], Pfeil & Bogen und andere Überraschungen einsatzbereit .

 

Wir schmeißen bei erstbester Gelegenheit alles in den Bus ? gerade noch rechtzeitig, den jetzt geht es erst so richtig rund. Immer mehr Leute sind involviert. Rundherum wird getobt und geprügelt. Autsch! Autsch! Auf der Schiebetürseite sehen wir durch den hellen Mond ein wenig von dem Wahnsinn um uns, den Rest akustisch.

 

Die Trommeln und der Gesang sind längst verebbt, das halbe Dorf anscheinend involviert. Ein Mann brüllt und pfaucht wie ein Leopard - springt seine Gegner einem Raubtier gleich an. Es geht zu wie im reinsten Tollhaus! Wir fühlen uns nicht gerade wohl in unserer Haut - flaues Gefühl im Magen ? noch keine nackte Angst! Hoffen dass sich doch wieder endlich alle beruhigen.

 

Rund 25 lange Minuten später bemerken wir eine Besserung der Lage. Nur der menschliche Leopard, wohl aus dem Haus, vor dem wir stehen, pfaucht und brüllt furchterregend. Die Neugier auf den Leopardenmann läßt uns schließlich draußen die Lage checken.

 

Wir kommen uns vor wie in der Urzeit: Da pfaucht, schreit und hechelt ein Mann - wälzt sich immer wieder wie irr in glühenden Kohlen und gibt absolut unmenschliche Laute von sich. Dann wiederholt er immer und immer wieder ein paar Worte. Wir wissen nicht ob es sich jetzt um ein Ritual oder sonst etwas handelt.

 

Es befinden sich noch immer rund 12 Leute hinter dem Bus, die vom Leopardenmann regelmäßig angefallen werden und auseinander stoben. Bravo, zeig?s ihnen! Kommt uns vor wie ein Rudel Straßenköter. Wir beschließen schnell umzuräumen, um uns endgültig in Hidalgo einzubunkern.

 

Rund 40 Minuten später ist der Spuk dann endlich vorbei. Wir können uns keinen genauen Reim darauf machen. Wollten die etwas von uns und die Familie beschütze uns? War es ein Nachbarschaftsstreit und wir gerieten zwischen die Fronten? Wir werden es erst morgen erfahren.

 

So 9.10.2005

 

Banditen wollten uns berauben

 

POCH, POCH! In aller Früh klopft jemand an die Seitentür und brüllt mit unguter Stimme: ?Monsieur le blanche! Monsieur le blanche!? ? Weißer Herr! Weißer Herr!? Wir reagieren selbstverständlich nicht, denn es könnten noch die fiesen Typen von gestern sein. Somit bekommen wir noch eine Stunde länger Schlaf.

 

Ein skurril Uniformierter kommt zu uns, weiß jedoch nicht, wie er sich uns gegenüber verhalten soll. Wir wissen dies dafür umso besser! ?Was war denn da gestern Abend eigentlich los?? ? ?Nichts!? ? ?Was heißt da nichts, da war doch eine wilde Schlägerei im Gange!? ? ?Nein, nein, das war nichts!? ? ?Wo ist Miguel, der Chef des Dorfes?? ? ?Der ist das Militär informieren.?, meint der Papier-in-Plastik-Abzeichen-Uniformierte und sucht schnell das Weite ? zu viele unangenehme Fragen.

 

Vasco über gestern Abend: ?Die Leute die gestern in der Nacht angekommen sind gehören nicht zum Dorf, das waren Banditen, die nicht verschwinden wollten!? ? ?Wollten die etwas von uns oder von euch??, hakt Rüdiger nach. ?Na von euch natürlich! Die wollten euch berauben und sind vom LKW, als sie euch gesehen haben!? ? ?Das heißt ihr habt uns beschützt?? ? ?Na klar, ihr seid ja unsere Gäste!?

 

Gisi will noch wissen, weshalb der Leopardenmann gestern so tierhafte Laute von sich gegeben hat. ?Das verleiht Kraft und Stärke. Als Leopard hat er übermenschliche Kräfte und spürt keinen Schmerz!? Stimmt, vor dem pfauchenden Leopardenmann hätten wir auch Reißaus genommen.

 

Na endlich wissen wir, weshalb wir in manchen Gegenden nicht mehr im Busch campen und den Schutz von Missionen oder Villages, Dörfern suchen. Ein großes Dankeschön an Nkwa-Nza!

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